BKV macht „gut‘ Stubb“ great again

BKV macht „gut‘ Stubb“ great again

BKV Herrensitzung seit langer Zeit wieder in der Alten Stadthalle

Seit 1989 haben in Bingens Alter Stadthalle keine Fastnachtssitzungen mehr stattgefunden – bis zum letzten Wochenende jedenfalls. Denn am vergangenen Freitag war es wieder soweit: Über 200 Männer haben sich zur  BKV-Herrensitzung in der 184. Session in der Alten Stadthalle – früher auch liebevoll „gut‘ Stubb“ genannt – eingefunden.

Nach dem Einmarsch des Elferrats – musikalisch begleitet vom 125er Kürassiergarderegiment zur Wäschbach – legte Sekretär Wolfram Zech los mit seinem Jahresrückblick. Dabei kritisierte er nicht nur Trumps schlecht sitzende Krawatte, sondern sprach sich außerdem nach Bob Dylan für Helene Fischer als nächste Literaturnobelpreisträgerin aus.

Der „Giftzwerg“ Helmut Gisch – eigentlich langjähriger Senator des BKV und Träger der goldenen Narrenkappe – machte als Parodie auf den sogenannten „Wutbürger“ ordentlich Lärm.

Nicht so sicher, wovon sein Vortrag handeln soll, war sich BKV-Mitglied Jürgen Braun. Mit einem Einkaufswagen voller Kopfbedeckungen an seiner Seite wägte er auf der Bühne ab, was wohl besser wäre: Sollte er sich als Stewardess versuchen? Als Dirk Bach vielleicht? Oder doch lieber als das personifizierte Europa? Sein Fazit: Am besten sei es letztlich, ein Narr zu sein.

Der stellvertretende Senatspräsident und ebenfalls Träger der goldenen Narrenkappe Peter Eich hingegen lief als Binger Trump zur Höchstform auf. Er wolle nicht Amerika, sondern Bingen „great again“ machen. Daher legte er auch schnell die blonde Perücke und die lange rote Krawatte ab und sprach über Veränderungen für Bingen. So wolle er sich z.B. für eine prunkvolle Brücke über statt einer Unterführung unter den Gleisen am Rhein einsetzen. Sein Motto dabei: „Bingen first!“

Der Mainzer Rüdiger Schlesinger berichtete als „Red Akteur“ in rotem Anzug über das aktuelle Weltgeschehen, das aktuelle regionale Geschehen und das aktuelle Bettgeschehen. So fragte er sich in einem seiner Lieder, ob Angela Merkel nun bleiben oder gehen soll, sang über Chinesen und den Flughafen Hahn und sprach davon, dass keiner Frauen glücklicher mache als ein Thermomix.

Die Ehefrau war auch beim „Rhoihesse Karl“ Alfred Spieß ein Thema. Einmal habe sie im Kreuzfahrturlaub ungewollt Stimmung in den Speisesaal gebracht, indem sie sorglos nackt und bäuchlings auf dem Glasdach eben dieses Saals gelegen habe.

Stimmung in den Fastnachtssaal am Freitag dagegen brachten wieder einmal die Créateurs de Malheur des BKV mit ihren umgedichteten Hits. Dabei schunkelten die Männer im Publikum zu im Binger Raum schon bekannteren Texten wie „mer müsse was mache, mer müsse was tun“. Aber auch zu einer neueren umgetexteten Version von „Ohne dich“ (Münchner Freiheit), bezogen auf Angela Merkel, gingen die Herren mit.

Gerd Emrich holte sich beim Publikum als labiler Beamter Feedback zu Männerproblemen ein und erzählte vom Beamtenleben.

Eberhard Röthgen bekam als Kassenpatient vom Publikum verständnisvollen Beifall, während er über das Älterwerden und zunehmende Arztbesuche sprach. Besonders gut kam aber sein Lied „Hallo von de ebsche Seit“ an, das sich auf den Wunsch nach einer Rheinbrücke bezog und an Adeles Hit „Hello“ angelehnt war.

Neben den Vorträgen gab es auch einige Tänze, die sich nicht verstecken mussten. Begonnen damit hat die BKV-Garde unter der Leitung von Ellen Pohl. Kurz vor der 2×11-minütigen Pause waren dann die Dunnerwetter dran, die als Indianerinnen Stimmung machten. Ein besonderes Highlight war Lea Mercher, die sich als „fünftes Element“ – angelehnt an „Leeloo“ aus dem Blockbuster mit Milla Jovovich – akrobatisch um eine Pole-Dance-Stange wand. Als finaler Programmpunkt überzeugte die Showtanzgruppe „Joyrobics“ aus Oppenheim mit ihrem Früchtetanz.

Alles in Allem lässt sich sagen: Es war ein gelungenes Comeback für die Alte Stadthalle als Fastnachtssitzungslocation.

 

Anna Merkelbach